Sealand

von Paul Scholten, Conrad Winkler, Matthäus Wörle

2020  •  Dokumentarfilm  •  30 Min.  •  München

Immer größere Containerschiffe stehen für den sich ausweitenden Luxus unserer globalisierten Welt. Ein Luxus, der auf dem Rücken weniger Seeleute ausgetragen wird. Viele von ihnen stammen von den Philippinen. Schlecht bezahlt und pausenlos arbeitend, gehören sie einem ausbeuterischen System an.

BAYERISCHES KINDER & JUGEND FILMFESTIVAL 2022 – Preisträgerfilm in der Kategorie Medienhochschule/JUnge Professionelle“ | Laudatio:

„There’s no land like sealand.

Die gekonnte Eindringlichkeit eures Films hat uns die Entscheidung für diesen Preis leicht gemacht. Ansonsten macht es eurer Film einem aber nicht gerade  leicht. Gott sei Dank. Ihr scheut es nicht, selber tief in den Abgrund zu schauen und den Zuschauer dabei mitzunehmen. Das ist in einer zunehmenden Like-Kultur echt mutig und kompromisslos. Dabei setzt ihr aber nicht auf spekulative Aspekte, sondern bleibt nah an den Wunden dieser Menschen, die für Wochen und Monate unter haftähnlichen Bedingungen im Bauch der Schiffe verschwinden müssen. Weit entfernt von den Menschen, die sie lieben und sie eigentlich brauchen. Der Schluss, den ich jetzt nicht im Detail spoilern möchte, hat sich mir tief eingebrannt. Leider, muss ich fast sagen… Jedes Mal, wenn ich etwas aus dem Kühlschrank nehme, das von weither über das Meer in meinen Konsumkreislauf gebracht werden muss, denke ich an diese unfassbar melancholischen und schmerzvollen Bilder. Das ist unbequem, aber ein untrüglicher Beweis für die erstaunliche Qualität eures Filmes „Sealand“, für den ich euch diesen Preis streng lokaler Herkunft überreichen möchte.“

flimmern & rauschen 2022 – preisträgerfilm in der kategorie 5 | Laudatio:

„Paul Scholten, Conrad Winkler und Matthäus Wörle zeigen in ihrem Film „Sealand“ eine Welt, die vermutlich den wenigsten bisher zugänglich war. Wir sehen das Leben auf dem Schiff durch eine sehr zurückhaltende Kamera, die mit dem Schiff durch den Ozean schaukelt und die Eintönigkeit und Trostlosigkeit des Kilometer weiten blauen Horizonts gut einfängt. Die Arbeiter vergleichen sich mit „Sklaven“ und zählen die verpassten Familienerlebnisse auf, die vielen Geburtstage, Schulabschlüsse ihrer Kinder, die sie mit sich allein zwischen den Containern auf hoher See verbringen mussten. Der Teufelskreis von arbeiten, um zu überleben und durch eben diese Arbeit gar nicht wirklich zu „leben“ plagt alle. Die Filmemacher haben es geschafft die Zuschauer*innen für 30 Minuten auf diese Schiffe zu verfrachten, um einen Hauch des Leides dieser Leute nachempfinden zu können. Unter so schwierigen Bedingungen ein so ernstes Thema treffend zu beschreiben, verlangt hohes Feingefühl in Kommunikation, und das ist schließlich das, was gute Filmemacher*innen ausmacht.“

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