Die Preisträger von flimmern&rauschen 2020

Kinderfilmpreis:

Das verschwundene Mädchen
The Sunshines

Zoe hat reiche Eltern und lebt in einem großen Haus. Ihre Eltern sind aber fast nie da. Lou ist arm und wohnt mit ihren arbeitslosen Eltern in einer Wohnung. Die beiden schmieden einen Plan: Sie tun so, als ob Zoe entführt worden wäre. Dadurch bekommt Lou Geld und Zoe endlich Aufmerksamkeit von ihren Eltern. Wird der Plan der Mädchen funktionieren?

Ihr habt uns mit eurer klaren Erzählweise, mit der ihr von der Ungleichheit zwischen Arm und Reich, erzählt sehr überzeugt.

Die Schauspielerinnen vor der Kamera zeigen echtes Talent und der Film sprüht vor Experimentierfreude bei der Gestaltung der Bilder, sowie auch im Schnitt.

Kann die Freundschaft zwischen armen und reichen Kindern gelingen?

Euer Film das verschwundene Mädchen beantwortet das klar: Bildet Banden! ist das Motto des Films, vor der Kamera wie auch dahinter.

Gratulation zum Münchner Kinderfilmpreis 2020. Wir freuen uns auf weitere Filme von eurer Bande!

Das verschwundene Mädchen

Kat. 2&3:

Kastanien kann man essen
Drehmetrie

Was sagt man, wenn man nachts im Kraftraum plötzlich völlig unerwartet Ultraman gegenüber steht?

In Kastanien kann man essen ist das vielleicht gar nicht so wichtig, denn Ultraman zeigt sich von seiner ganz privaten Seite. Der Superheld beginnt auf einmal Witze zu erzählen, von denen er leider die Pointen vergessen hat und entpuppt sich mit einem selbstgeschriebenen Gedicht über Pickel, als verkappter Poet. Nach und nach schrumpft das Leben des berühmten Ultraman auf die Größe einer Kastanie zusammen. Ein Gleichnis, das für die Sinnkrise seines Superhelden Daseins steht?

Plötzlich wird es tief philosophisch in diesem Kraftraum…

Der Film hat uns durch seinen ganz eigenen und besonderen Humor überzeugt. Die Erzählstruktur und die Montage des Films sind gekonnt und die detaillierten Figuren wurden von den Schauspielern sehr gut umgesetzt. In immer absurder werdenden Wendungen beweisen die Filmemacher*Innen von Drehmetrie großen Situations- und Dialogwitz und führen uns in eine Welt der kleinen und großen Merkwürdigkeiten, in der auch für die Selbstzweifel von Superhelden Platz ist.

Herzlichen Glückwunsch zum Kinder und Jugendfilmpreis 2020!

Kastanien kann man essen

 Horazio  – The Timekeeper
Fabian Sigler

Eine Uhr, ein paar Striche auf einem Blatt Papier und ein Rhythmus, der die Schüler an ein gesellschaftliches System bindet. Der Lehrer gibt einen Takt vor und alle schreiben brav mit. „Horazio – The Timekeeper“ erzählt von der Identitätssuche eines Mädchens, das aus seinem eintönigen und vorbestimmten Schulalltag ausbricht. Ausschlaggebend ist der Gedanke an die Natur – ein Raum, der noch frei von Druck und Vorgaben ist. Fabian Sigler präsentiert in seinem Kurzfilm eine eigene Ästhetik und erschafft eine sehr bedrückende Atmosphäre. Durch den sicheren Einsatz von verschiedenen Aufnahmetechniken und visuellen Effekten entsteht ein sehr sehenswerter Film, der ohne Dialoge auskommt und mit einem tollen Sounddesign glänzt. Sehr eindrucksvoll ist der Schnitt, der den Rhythmus der tickenden Zeit visualisiert. „Horazio – The Timekeeper“ beleuchtet poetisch die Rolle des einzelnen Schülers im Schulsystem und spielt mit Erwartungen der Gesellschaft – wer sich diesen nicht fügt und sich frei entfaltet, wird benachteiligt oder ausgeschlossen.

Horazio – The Timekeeper

 

In Gottes Namen
Myriam Arleth, Maya Esch, Luis Weindl

„In der Welt sein durch das Gebet“

Dieses beeindruckende Portrait der Ordensschwester Elisabeth lässt uns teilhaben an ihrem Lebensalltag, der geprägt ist von tiefem Gauben und völliger Zurückgezogenheit.

In den Interviewsequenzen erzählt Elisabeth über ihr Leben und ihre Sicht auf die Welt. Die Kamera kommt ihr dabei und auch bei den anderen Dingen ihres einfachen Lebens ganz nah. So entsteht ein eindringliches und sehr liebevolles Portrait einer Frau, die ihr Leben in den Dienst an Gott gestellt hat.

Durch die großartigen Bilder, Close ups von Elisabeth wechseln mit stark kontrastierenden Bildern aus dem häuslichen Umfeld, bekommen wir eine authentische Vorstellung davon, was es heißt in Klausur zu leben. Die Natur wird durch den Blick von drinnen nach draußen gezeigt.

Bild, Schnitt und Ton bilden die äußerliche Ruhe und Klarheit dieser selbst gewählten Zurückgezogenheit perfekt ab.

Das junge Team – Myriam Arleth, Maya Esch und Luis Weindl – hat in seinem ersten gemeinsamen Projekt einen wunderschönen Dokumentarfilm auf sehr hohem Niveau geschaffen.

In Gottes Namen

Kat 4&5:

The Ticket
Franz Ufer, Vincent Eckert, Christopher Pütz, Lukas John Günther

Thomas stirbt. In der Zwischenwelt wird er schon erwartet. Über seine Zukunft entscheidet das Ticket. Gold bedeutet Leben, schwarz bedeutet Tod.

Neben den skurrilsten Todesgeschichten – eindrucksvoll allein durch die Bilder dargestellt –  erfährt Thomas, dass auch nach dem Tod Geld und Macht über das Schicksal der Menschen entscheiden.

Der Kurzfilm überzeugt durch eine unglaublich klare Bildsprache, die sich aus beeindruckenden Bildern und technisch hohem Niveau zusammensetzt. Der Zuschauer wir zu jeder Zeit in den Bann des Films gezogen, da die Geschichte mit vielen spannenden Wendungen aufwartet. Die Professionalität des Films wird durch die aufwendigen Effekte, Requisiten, Kostüm, Maske und die Musik unterstrichen.

Der Preis in Kategorie 4&5 geht in diesem Jahr vollkommen verdient an Franz Ufer, Vincent Eckert, Christopher Pütz, Lukas John Günther für den Film „The Ticket“.

Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für  einen so  grandiosen Film.

The Ticket

Sonderpreis Demokratie:

Du hast die Wahl
Haus für Kinder Meindlstraße

Die Wahl der Bürgermeister steht kurz bevor – und im Wahlkampf geht es zur Sache: in kurzen Wahlspots stellen sich drei Kandidaten mit ihrem Programm zur Wahl, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Bei dieser Medienproduktion vom Hort „Haus der Kinder“ setzen sich die jungen Filmemacher*innen mit zwei Themen auseinander: Sie erstellen zum einen selbst einen gut gegliederten Fernsehbericht mit den wichtigen Elementen „Berichterstattung“, „Wahlclips“ und „Umfrage“. Zum anderen lassen sie Demokratie lebendig werden: die Kinder nennen ihre Wünsche und Sorgen, wie zum Beispiel den Schutz der Umwelt. Drei Kandidat*innen stellen ihre Ideen und Lösungen für die Kinder vor und geben ihnen damit eine Wahlmöglichkeit. Und diese nutzen die Kinder zum Schluss auch aktiv.

„Du hast die Wahl“ zeigt, dass bereits junge Menschen sich mit politischen Themen beschäftigen, eigene Probleme und Wünsche haben und sich für diese auch einsetzen möchten. Deswegen fiel der Jury die Wahl leicht: „Du hast die Wahl“ erhält den Sonderpreis Demokratie.

Du hast die Wahl!

Besondere Anerkennungen

Weltrettung leicht gemacht
Kinderkino München e.V./Medienwerkstatt

Aus der Perspektive zweier Kinder und ihrem Hund erzählt „Weltrettung leicht gemacht“ eine Geschichte von Mut und Zusammenhalt. Ein plötzlicher Hagel Meteoriten und nur die drei Protagonisten können den Weltuntergang noch verhindern. Das Haus wird zur Rakete und das Weltraumabenteuer beginnt. Mit viel Liebe zum Detail und originellen Einfällen präsentiert der Scherenschnitt-Trickfilm eine fantasievolle und sehr sehenswerte Geschichte. Dabei beeindruckt er auch handwerklich: Durch seinen ästhetischen und eigenen Look erschafft er eine ganz besondere Atmosphäre. Voice-Over und Tongestaltung sind überzeugend eingesetzt und sogar die Schwerelosigkeit im Weltraum wird durch die Stop-Motion-Technik eindrucksvoll dargestellt.

Weltrettung leicht gemacht

NO SUPPORT
Filmklasse 7 der Sabel Realschule München

Der 12-jährige Tom und die 14-jährige Naomi sind zwei Geschwister, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Tom ist autistisch, hochbegabt und wird von seinen Eltern gefördert und unterstützt – seine große Schwester Naomi dagegen steckt mitten in der Pubertät und ringt um mehr Anerkennung durch die Erwachsenen, Eltern und Lehrer. Um ihr Ziel zu erreichen startet sie, trotzig und unbeirrbar, immer größere und waghalsigere Aktionen – unterstützt von ihren Mitschüler.innen und, überraschend, schlussendlich auch von ihrem kleinen Bruder.

Konflikte zwischen ungleichen Geschwistern sind – das mögen manche aus ihrem eigenen Leben kennen – oft die Regel und weniger die Ausnahme. Der Filmklasse der Sabel Realschule gelingt es, mit einem stimmigen Drehbuch, einer gelungenen Regieleistung und vor allem zwei wunderbar authentisch und glaubwürdig agierenden Hauptdarstellern die so unterschiedlichen Gefühlswelten einer großen Schwester und ihres kleinen Bruders zu vermitteln – die sich beide eigentlich nach denselben Dingen sehnen: akzeptiert, anerkannt und gemocht werden. Und en passant erzählt NO SUPPORT auch noch von einem aktuellen gesellschaftspolitischen Thema, den „Fridays for Future“-Protesten.

Ein hochaktueller Film also, der uns, der Jury so gut gefallen hat, dass wir ihn mit einer lobenden Erwähnung würdigen wollen. Wir sind gespannt, welche Geschichte(n) die Filmklasse als nächstes erzählt.

Herzlichen Glückwunsch.

No Support

IMMER NOCH JUNG
Shaleen Faussner, im Rahmen des Seminarfachs „Münchner G(e)schichten“ der BOS Anita Augspurg

Kurt Oswald ist 83 Jahre alt – aber im Kopf und im Herzen „immer noch jung“. Das sensible Dokumentarfilmportrait seiner Enkelin Shaleen Faussner zeigt einen „Schaffer“, einen, der trotz seines hohen Alters werkelt, repariert, Rasen mäht und dessen Leidenschaft allem Handwerklichen, von der kleinsten Schraube bis zum großen Kran gilt, mit dem er sogar sein Dach selbst repariert. Stetige und treue Begleiterin ist seine Frau Marie-Luise, die ihn tatkräftig unterstützt.

Seiner Familie und auch ihm ist klar, dass die tägliche Arbeit Opa Kurts Lebenssinn und Lebenselixier ist: „Er braucht kein Hemd, keine Hosen keine Schuhe, er braucht nur Werkzeug – das ist sein Leben, seine Freude.“

Mit einem guten Blick für Details und in stimmigen Bildern gelingt es Shaleen Faussner die Persönlichkeit eines besonderen Menschen einzufangen, der lieber arbeitet, als sich Gedanken über den Tod zu machen.

Immer noch jung

YUSUF
Aennie & Leo

Um zu überleben, flieht Yusuf aus seiner Heimat nach Deutschland. Sein Verbrechen: er will zum Christentum konvertieren. Doch mit seiner Ankunft in Deutschland hören die Gefahren für Yusuf nicht auf – er wird aus seinen eigenen Reihen im Flüchtlingsheim bedroht.

Das Team um Aenn-Sophie Siebert und Leo Goll beleuchtet in dem Kurzfilm eine weniger bekannte Seite der Flüchtlingsproblematik: Neben der sprachlichen Barriere und der neuen Kultur gerät die Religion oft in Vergessenheit. Dass viele Asylanten aber gerade deswegen ihre Heimat verlassen und dafür noch in Flüchtlingsheimen Gewalt ausgesetzt sind, wird in diesem Kurzfilm in Schlaglichtern eindrucksvoll dargestellt.

Für den Film wurde der direkte Kontakt zu Geflüchteten gesucht, und als Kulisse dient ein reales Asylantenunterkunft. Der Mut zu einem Thema, das gut recherchiert ansprechend umgesetzt wurde – das ist der Jury eine lobende Erwähnung wert.

Yusuf

Einspielerpreis

Einspieler: Layers
Filmkollektiv 2und20

 


Zurück “Alle Filme von flimmern&rauschen 2020”