Laudationes

Lobende Erwähnungen

All bodies are beautiful | Luca Mandolini & Team im Rahmen des Gestaltungszweiges der Fachoberschule Straubing
Laudation von: Pius Neumaier

 Kaum ein anderer Film im Programm schafft es so sehr ein Genre konsequent umzusetzen, wie “All bodies are beautiful” von der FOS/BOS Straubing. Bereits im ersten Bild sehen wir den Scherenschnitt eines Sensenmanns in der Landschaft, der düster und unheilvoll wirkt, und werden durch geschickte Andeutungen in Nahaufnahmen und meisterhafte Schattenspiele Zeugen seiner Mordlust. Dabei gelingt es dem Film auf beeindruckende Weise, die Balance zwischen Grusel und Filmkunst zu wahren.

Der Film besticht durch seine besonders stimmige Gestaltung in jedem Gewerk. Von der sorgfältigen Wahl der Motive bis zu den aufwändigen Kostümen und der beeindruckenden Maske, die die bleiche Gestalt des Sensenmanns zum Leben erweckt, über Ton- und Musikgestaltung bis hin zur Licht- und Kameragestaltung – hier wurde in jeder Hinsicht Professionalität und Kreativität bewiesen. Die Schattenspiele und die liebevoll eingefangenen Details von Gesichtern und der Puppen werden in spannenden Perspektiven präsentiert und teilweise mit Doppelbelichtungen versehen, was dem Film eine nahezu expressionistische Atmosphäre verleiht.

Die Geschichte mag zwar weit von der Lebensrealität der Jugendlichen entfernt sein, aber sie lehnt sich geschickt an große Vorbilder an. Die Jury würdigt diese Leistung mit einer lobenden Erwähnung und hofft darauf, viele weitere spannende Projekte der FOS/BOS Straubing in der Zukunft zu erleben.

Krieg in… | Treffler von den Jugendtreffs in Regen und in Bodenmais
Laudation von: Nicole Rauch

Der Film „Krieg in…“ startet mit einer fröhlich-festlichen Szenerie, die mit Stop-Motion-Technik gedreht wurde. Die ausgelassene Stimmung wird jedoch abrupt von Sirenenläuten und einer Explosion unterbrochen, denn es herrscht Krieg. Die Filmgruppe „Treffler“ beschäftigt sich in diesem Film mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine – ein hochaktuelles und schwieriges Thema. Anschließend an den animierten Filmbeginn interviewen die 12-jährigen Filmemacher*innen Personen auf der Straße und fragen sie nach ihren persönlichen Meinungen und Empfindungen zum Krieg in der Ukraine. Durch die gut gewählten Fragen gelingt es der Filmgruppe, den interviewten Personen ehrliche und authentische Antworten zu entlocken, die auch nach mehreren Minuten nicht langweilig werden. „Krieg in…“ schließt mit einer weiteren Stop-Motion-Animation: Die anfangs so festliche Szenerie liegt in Trümmern und brennt und Verletzte werden versorgt. Die Filmgruppe „Treffler“ schafft es mit ihrem Film ein schwieriges Thema auf eine kreative und mutige Art und Weise aufzugreifen. Die Jury hat entschieden, dass sie dafür eine lobende Erwähnung verdient haben. Wir freuen uns auf weitere spannende Filme von euch.

Was wir alle gemeinsam haben | Fiona Pex & Team im Rahmen des Studiengangs der Medientechnik der TH Deggendorf
Laudation von: Antonia Neuberger

Yoga, produktive Morgenroutinen und Selbstoptimierungsgerede, wir alle kennen diese Instagram Storys. Häufig fragen wir uns, ob unser Leben nicht auch so auszusehen hat. Diese Fragen stellte sich auch eine junge Studentin der TH Deggendorf. Im Rahmen einer Masterarbeit entstand ein gelungenes Porträt moderner Lebensauffassung und dem Umgang mit dem vermeintlichen Wunsch nach Perfektion. Aus diesem Grund möchten wir den Film „Was wir alle gemeinsam haben“ gerne lobend erwähnen.

Im Film strebt eine junge Journalistin nach einem Leben, welches dem ihrer erfolgreichen Schwester und dem vieler InfluencerInnen gleicht. Als ZuschauerInnen begegnen uns die bekannten Instagram Storys durch geschickt eingebaute Video-Elemente im Film immer wieder. Nach einer skurrilen Begegnung und dem Aufdecken einer wohl gehüteten Lüge, beschließt die Protagonistin, sich von den gesellschaftlichen Idealen zu lösen. Auf dem Weg ihrer persönlichen Entwicklung konnten wir sie durch den detailverliebten Film begleiten.

Also wenn ihr das nächste Mal in den sozialen Medien unterwegs seid, denkt daran, keiner von uns ist perfekt und das ist wahrscheinlich, was wir alle gemeinsam haben.

Preis der Jugendarbeit

Six I Filmerfreizeit des Stadtjugendring Straubing
Laudation von: Pius Neumaier

Was kommt wohl heraus, wenn eine zusammengewürfelte Gruppe in nur drei Tagen einen Film drehen soll? Vielleicht ein Mystery Thriller, mit Anlehnung an die Serie „Stranger Things“?

Genau das haben die jungen Kreativen bei der Filmerfreizeit des Stadtjugendrings Straubing mit ihrem Film “Six” eindrucksvoll bewiesen.

Die Handlung von “Six” entfaltet sich in einer verlassenen Waldhütte, wo eine Gruppe Jugendlicher ein magisches Brettspiel entdeckt. Durch die geschickte Anwendung von klassischen Stop-Tricks werden Würfel, Türen, Bücher und vieles mehr zum Leben erweckt. Diese visuellen Spezialeffekte fesseln die Zuschauer und sorgen dafür, dass einer nach dem anderen in das Spiel hineingezogen wird. Die Welt in diesem mysteriösen Spiel steht sinngemäß auf dem Kopf, und die jungen Darsteller meistern die Herausforderung, die sich ihnen stellt, auf beeindruckende Weise.

Die Tatsache, dass die jungen Filmemacher in so kurzer Zeit nicht nur eine gut durchdachte Handlung, sondern auch Dialoge und eindrucksvolle Spezialeffekte umsetzen konnten, verdient höchste Anerkennung. Ihr Film “Six” ist ein Beweis für das erfolgreiche Engagement der Jugendarbeit. Wir freuen uns darauf, noch viele weitere Werke von den talentierten Teilnehmern und auch von künftigen „Filmerfreizeiten“ zu sehen.

Kinderfilmpreis

Action im Kloster I Multimedia & More-Filmteam
Laudation von: Antonia Neuberger

Action und Kloster? Geht das überhaupt?

Und ob, spätesten nach dem Kurzfilm des „Multimedia & more“ Team der Columba Neef Realschule Neustift ist das allen ZuschauerInnen im Saal klar.

Hier überzeugte uns nicht nur ein spannendes Drehbuch über einen mysteriösen Einbruch im Kloster, sondern auch die aufwendig gestalteten Szenen. Die SchülerInnen arbeiteten in einer Schul-AG an dem preiswürdigen Detektiv-Film, gefüllt mit humorvollen Dialogen. Aus diesem Grund geht der diesjährige Kinderfilmpreis an „Action im Kloster“.

Herzlichen Glückwunsch!

Sonderpreis

Wir sind ein Team! | Noah Gembala & Team im Rahmen des Studiengangs der Medientechnik der TH Deggendorf
Laudation von: Florian Ecker

Das Sonderthema dieser JUFINALE heißt Held*innen. Daran denkt man natürlich sofort an die Marvel und DC Filme: Spiderman, Iron Man, Superman, Captain Marvel und wie sie alle heißen. Aber oft benötigt man keine übernatürlichen Superkräfte oder viel Geld, um ein Held oder eine Heldin werden zu können. Häufig sind es Menschen, die mit uns und um uns leben. Oft inspirieren uns diese Personen in unserem Umfeld durch ihr Engagement, durch ihre Persönlichkeit, durch ihren Umgang mit Mitmenschen, durch ihre Zivilcourage, durch ihren Mut. Diese Menschen sind auch heroes – „local heroes“. Und jeder einzelne von uns kann auch so ein „local hero“ werden.

Dies demonstriert der Film „Wir sind ein Team“ unter der Regie von Noah Gembala. Es zeigt anhand des TSV Metten wie soziale Barrieren überwunden werden können. Es zeigt die Freude und das Engagement des ganzen Teams. Es zeigt, wie Inklusion in unserer Gesellschaft funktionieren kann. Der Film demonstriert dies nicht nur durch Interviews, sondern lässt auch seine schönen Bilder, unterstützt durch die passende selbst komponierte Musik, genug sprechen. Dadurch wird auch die durchwegs schöne Stimmung aus Zusammenhalt und Begeisterung an die Zuschauer gebracht. Der Film zeigt also „local heroes“, „Altagsheld:innen“, im Abbauen von Grenzen durch Inklusion. Doch auch die Filmemacher sind Alltaghelden, da sie so ein wichtiges Thema gelungen darstellen und dafür Bewusstsein in der Öffentlichkeit schaffen. Deswegen gewinnt der Film „Wir sind ein Team“ den Sonderpreis der JUFINALE 2023 zum Sonderthema Held*innen. Glückwunsch und danke, ihr seid ein großartiges Team!

Niederbayerische Filmpreise

Nocturnal | Valon Binaku & Team im Rahmen des Gestaltungszweiges der Fachoberschule Straubing
Laudation von: Nicole Rauch

Nocturnal zeigt den nächtlichen Nachhauseweg eines jungen Mädchens, das sich zuerst nicht sicher ist, ob es verfolgt wird und schlussendlich leider tatsächlich seinem Täter gegenübersteht. Der Film ist gewiss nichts für schwache Nerven und die Triggerwarnung zu Beginn ist wichtig. Es geht um die Angst, die viele Frauen und Mädchen verspüren, wenn sie alleine im Dunkeln nachhause gehen müssen. Damit behandelt die Filmgruppe ein relevantes Thema für viele junge Frauen, die genau diese Angst aus eigenen Erfahrungen kennen. Das Spiel mit der Dunkelheit, mit Lichteffekten und Schatten erzeugt eine eigene, spannende Atmosphäre, die sich immer weiter zuspitzt. Nocturnal schafft es, die Unsicherheit und Angst der Protagonistin auf die Zuschauer*innen zu übertragen. Damit hat die Filmgruppe rund um Valon Binaku die Jury überzeugt und verdient einen Niederbayerischen Filmpreis. Wir hoffen, ihr widmet euch weiterhin so wichtigen Themen wie in Nocturnal und gratulieren euch herzlich zu eurem Preis.

All the fuzzy people| Ruben Hensel & Team im Rahmen des Studiengangs der Medientechnik der TH Deggendorf
Laudation von: Florian Ecker

Ich sag’s gleich frei raus: „All the fuzzy people“ macht unglaublich viel Bock. Es macht Bock, weil es so wahnsinnig sympathisch ist. Es macht Bock, weil es so kurzweilig ist. Es macht Bock, weil es so gut ist! Nicht nur voller guter Musik, sondern vor allem voller guter Produktionsqualität. Und, es macht vor allem Bock auf mehr. Ruben Hensel und seinem Team gelingt hier ein durchwegs authentisches und sympathisches Portrait der Band Brew Berrymore. Die Episode erzählt durch einen gelungenen Schnitt und durch eine durchdachte Narrative einen Teil der Bandgeschichte mit einem ansprechenden Spannungsbogen. Vom ruhigen Anfang bis zum fulminanten Ende wird die Band stimmungsvoll von der Kamera begleitet und in Szene gesetzt. Dabei setzt Ruben auch auf viel Humor und ansprechende Bilder, welche die knapp 18 Minuten Spielzeit wie im Flug vergehen lassen. Dieses runde Paket wollen wir deshalb mit dem Niederbayerischen Jugendfilmpreis 2023 auszeichnen und wir freuen auf viele weitere Projekte von Ruben Hensel. Herzlichen Glückwunsch!

WIR| Vanessa Geiger, Emma Röser, Frieda Schwab im Rahmen des Gestaltungszweiges der Fachoberschule Straubing
Laudation von: Kathrin Götz

Jung müsste man wieder sein. Das sagt man als betagter Erwachsener so leicht. Doch die Lebenswelt von jungen Menschen ist kein Kinderspiel und geprägt von der Suche nach der eigenen Identität. Wer sind wir? Wer bin ich? Und das alles gilt es herauszufinden zwischen den aktuellen gesellschaftlichen Krisen, Zukunftsängsten, weltweiten Problemen und dem eigenen individuellen Lebensumfeld.

Der Film „WIR“ lädt ein, das Leben aus der Sicht von jungen Heranwachsenden zu betrachten und ansatzweise zu verstehen, wie die Unsicherheit über die eigene Identität und die Zukunft sie in dieser Lebensphase begleitet. Die aufgebaute Spannung führt zur der letztendlich wichtigsten Aussage: Das Glück ist ein hohes Gut und sollte achtsam genossen werden.

Neben der erzählerischen puren Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit zur Situation von jungen Heranwachsenden ist auch filmisch Einiges geboten. Die authentische Kameraführung lässt das Publikum mit in die dargestellte Welt eintauchen. Bei der Auswahl der Szenen findet sich das blühende und gleichzeitig rasant fortschreitende Leben ein. Die einzelnen Aufnahmen machen verschiedenste Gefühlswelten und intime nachdenkliche Momente spürbar.

Der Film „WIR“ lädt dazu ein, sich Gedanken zur Entwicklung von jungen Menschen, über das eigene Dasein und über die Frage nach Glück zu machen.

Ein gelungenes Werk, das mit der authentischen Botschaft, den stilistischen Szenen und der nachwirkenden Frage nach dem eigenen Sein, einen Niederbayerischen Filmpreis verdient hat. Herzlichen Glückwunsch!