Let Go

von Benjamin Herb, Vincent Kleiner

2016  •  Sonstiges  •  8 Min.  • Schwaben

Es scheint als wäre alles gut im Leben von Maik und Nico, doch dann wird Nico krank…SCHWÄBISCHES KINDER & JUGEND FILMFESTITVAL 2017 |  Hauptpreis Laudatio: Nicht das einzige eingereichte Projekt um den jungen Filmemacher Benjamin Herb aus der Talentschmiede „justusfilming“ vom Gymnasium Neusäß, aber das Beste! Während der 18-jährige Regie führte und für Bearbeitung und Schnitt verantwortlich war, stammt das Drehbuch aus der Feder seines Freundes Vincent Kleiner. Beide spielten auch gleichzeitig die einzigen Rollen – Zwei Freunde gemeinsam gegen den Rest der Welt – nicht nur bei der  technisch ausgereiften Produktion, sondern auch in der intensiven Story dieses wirklich gelungenen Kurzfilms. Eine berührende Geschichte über die wahre Freundschaft von Nico und Maik – die hellen und die dunklen Seiten. Beide treffen sich regelmäßig zum Radausflug in den Bergen: Angeln vor epischem Panorama, gemütliche Gespräche in der Hütte und gemeinsam die Aussicht vom Gipfel bestaunen. Doch die Idylle findet ein jähes Ende als Maik an Krebs erkrankt und kurz darauf stirbt. Der Schock trifft nicht nur Nico sehr hart, sondern auch den Zuschauer, der durch klare, intensive Bildsprache und der glaubwürdigen Mimik der Schauspieler alle Emotionen mitfühlen kann (und auch muss). Das ist die Stärke des Films: durch gezielte Bilder den Zuschauer zwingen, sich mit den Gefühlen der Protagonisten auseinander zu setzten – nur zuschauen geht hier nicht! Möglich wird das durch viele geschickt verwendete Stilmittel. Als z.B. Maik Nico seine tödliche Erkrankung gesteht, hört man beide das einzige Mal im ganzen Film sprechen. Ein Kontrast, durch den der Satz „Ich hab‘ Krebs!“ fast plastisch im Raum steht und im Kopf wie ein Echo widerhallt. Denn der gesamte Film kommt sonst gänzlich ohne Dialoge und Sprache aus und schafft es, nur durch außergewöhnliche Perspektiven, geschickte Beleuchtung, gelungenes Schauspiel und passende Musik ein bedrückendes Gefühl zwischen Trauer, Wut und Verzweiflung zu erzeugen. Nicos Verlust wird für den Zuschauer spürbar. Auch weil er im Rest des Films jetzt ganz alleine ist. Man stellt sich ganz automatisch die Frage „wie würde ich reagieren?“. Doch der Film lässt uns hier nicht allein. Gemeinsam mit Nico begeben wir uns noch einmal auf die Fahrradtour in die Berge. Statt Sonnenschein jetzt Dämmerung; statt Lachen ein ernster Blick – dieselben Szenen wie vorher erscheinen plötzlich in einem anderen Licht. Nico konfrontiert sich mit dem Schmerz und den Erinnerungen an seinen Freund und schafft es so loszulassen und die Trauer zu besiegen. Ein herausragender emotionaler Beitrag zur JUFINALE 2017, der es ganz ohne Worte schafft, eine schwierige Geschichte zweier Jugendlicher erlebbar zu machen. Weniger ist eben manchmal mehr!

Gewinner

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